Lesung

LESUNG So 8. Okt. 2023, 17 Uhr: Was ist schiefgelaufen zwischen Europa und Russland?

Martin Gross liest aus seinem Roman „Ein Winter in Jakuschevsk“

„Wie unter einem Glassturz (….) lässt sich so jenes Jahr besichtigen, in dem Russlands Abwendung vom Westen fahrt aufgenommen hat.“ (FAZ 20.12. 2022)

Im Rahmen einer europäisch-russischen Kooperation hat Martin Gross ab 1998 lange Zeit in Russland gearbeitet und miterlebt, wie eine unregulierte Marktwirtschaft das Land an den Rand des Zusammenbruchs führte.
„Ein Winter in Jakuschevsk“ beschreibt den Alltag einer krisengeplagten Bevölkerung: sich durchbeißen, Notlösungen organisieren, Kränkungen einstecken, Ansprüche reduzieren. Ein Volk zwischen Verzweiflung und Galgenhumor, Offenheit und Argwohn.
Das Krisenjahr 1998 war zugleich ein Wendejahr: der Moment, in dem Russlands Abwendung vom Westen eingeleitet wurde und sich der Restaurationskurs Wladimir Putins zu formieren begann.
Daneben erzählt der Roman auch vom Scheitern einer europäisch-russischen Kooperation, von eigenen Fehlern und Fehleinschätzungen. In seiner Arbeit hat Martin Gross aus nächster Nähe beobachten können, was schieflief in gutgemeinten Projekten, wie aus Missverständnissen Misstrauen wurde, woran Annäherung zwischen Ost und West gescheitert ist. Tragischerweise ist dies zugleich auch die Vorgeschichte des aktuellen Ukraine-Krieges.